Gelhard, A. (2011). Kritik der
Kompetenz. Zürich: diaphanes.
"Testing for competence rather than for
intelligence" von David McClellands stand zu Beginn der 70er Jahre
für eine scharfe Kritik an der These von der "angeborenen"
Intelligenz, die mit psychologischen Mitteln soziale Ungleichheiten zementiert.
Seitdem ist der Begriff der Kompetenz zum
Kassenschlager einer psychologischen Industrie geworden, die privates
Lebensglück, soziale Sicherheit und beruflichen Erfolg unterschiedslos auf die
Ausbildung entsprechender Kompetenzen zurückführt.
Das neue Testing Movement verkauft
"Kompetenzkapital" als Wettbewerbsvorteil und empfiehlt sich als
Begleiter auf dem Weg in die "Kompetenzgesellschaft".
Eine Kritik, die auf diese Situation mit einem
"Ja, aber" reagiert und hofft, aus den Techniken der
Personalentwicklung Kapital für die eigene Persönlichkeitsentfaltung schlagen
zu können, wiederholt letztlich nur die Marketingversprechen der Psychoindustrie.
Sie verzichtet auf die Möglichkeit, "in eigener Person zu sprechen",
die nach Kant den "öffentlichen Gebrauch der Vernunft" kennzeichnet.
Um diese
Möglichkeit offen zu halten, bedarf es einer Analyse der gegenwärtigen
Situation, die zugleich durch eine Ausweitung informeller Prüfungssituationen
in zahlreichen Gesellschaftsbereichen und einen Boom auf dem Gebiet
standardisierter Testformate gekennzeichnet ist.